Relative Solmisation

Guido von Arezzo
 992-1050 ?
und der Johanneshymnus

Ut   Re   Mi   Fa   So   La
die christliche Taufe der heiligen Töne

! Ton an, oder aus  !

Arezzohymnus

Die ersten Töne: Ut  Re  Mi  Fa  So  La  wurden von dem Mönch Guido von Arezzo aus den Anfangssilben eines heiligen Liedes abgeleitet. Arezzo erreichte für seine Definition der Tonreihe damit den erforderlichen religiösen Zusammenhang, um die bis dahin “ unantastbaren heiligen Töne” zu benennen. Aus der Anfangssilbe “Ut” des “Hymnus des Johannes” wurde später das „Do“. Die siebte Stufe “Si” (Vorläufer von “Ti” der relativen Solmisation) kam erst später dazu.

Als anerkannter Musiktheoretiker legte Guido von Arezzo auch die uns bekannte alphabetische  Benennung der absoluten Tonhöhe A B C D E F G fest und verwies die Töne grafisch in ein Liniensystem, aus dem sich die heutige Schreibweise mit den 5 Linien ableitet.

In den romanischsprachigen Ländern gilt „Do Re Mi Fa So La Si“ als Benennung der absoluten Töne (absolute Solmisa-tion), während sonst die alphabetische Benennung „C  D  E  F  G  A  B (H)” international gebraucht wird. Absolute Töne“ werden entsprechend ihrer physikalischen Tonhöhe definiert, messbar in akustischer Schwingung pro Minute. (Beispielsweise Kammerton a’ mit der Grundfrequenz f = 440 Hz, benannt nach Heinrich Hertz)

Relative Solmisation
Mit „Do  Re  Mi  Fa  So  La  Ti“ wird in der Relativen Solmisation die diatonische Reihe einer Durtonleiter relativ benannt. Do“ bezeichnet den Grundton, oder die erste Stufe der Tonreihe, unabhängig davon, ob es sich um A-Dur, Fis-Dur, oder eine andere absolut bezeichnete Tonart handelt. Bei der Modulation von einer Tonart in die andere springt das Do auf den neuen Grundton.

relativ und absolut
Die relative Solmisation eignet sich sehr gut zum Singen der Töne einer Melodie ohne Text. Dabei prägt sich die diatonischen Struktur der Tonleiter, in der zwischen den Stufen Mi-Fa und Ti-Do die Halbtonschritte liegen, sehr gut ein. Für die Modulation werden die Stammtöne durch Alterationen erhöht oder erniedrigt (z. B.: So wird zu Si, Mi wird zu Ma). Diese Benennung schafft einen leicht nachvollziehbaren Zugang zur Harmonielehre.

In der absoluten Solmisation werden die alterierten Töne mit der Erweiterung diesis oder bemolle benannt (So wird zu So diesis, Mi wird zu Mi bemolle). Das Singen mehr als einer Silbe für einen Ton stört den Fluss der Melodie, daher wird auf die korrekte Benennung verzichtet. Die B-Dur Tonleiter absolut solmisiert, lautet Si Do Re Mi Fa Sol La Si und entspricht nicht den tonartlichen Verhältnissen. Diese Praxis verhindert intuitives Solmisieren..

Solmisieren und Alphabetisieren
Die Solmisation eignet sich für das Singen und Verstehen der Musik. Melodien können leicht und ohne Kenntnisse der Notenschrift verinnerlicht werden. Daher fand und findet die relative Solmisation häufig in der Vokalmusik und in der Musikerziehung ihre Verwendung.

Die absolute Benennung der Töne mit C D E F G A H ist in der Instrumentalmusik üblich. Schon beim Bau der Instrumente ist die absolute Tonhöhe die bestimmende physikalische Maßeinheit. Seit Beginn der Notation orientiert sich die Notenschrift an der absoluten Tonhöhe und bildet die gemeinsame Basis für alle Instrumente auch im Zusammenspiel.

In der Musikpädagogik gibt es bis heute unterschiedliche Ansichten über Vor- und Nachteile der beiden Arten der Tonbenennung (relativ und absolut). Für den Einstieg in die musikalische Erziehung bildet die relative Solmisation jedoch einen idealen Ansatz. Das musikalische Erlebnis bleibt im Vordergrund, während die musikalische Vorstellung von Tonalität und ein gutes inneres Gehör für reine Intonation ganz von alleine entsteht. Sowohl für das Erlernen eines Instruments, als auch zum Verständnis der Musiktheorie dient die Relative Solmisation in der Musikerziehung als stabile Grundlage.